von Dennis Behrendt
„Mama, Papa ich ziehe aus!“- Auch wenn er bei den Eltern häufig Verunsicherung auslöste, so war dies früher ein ganz normaler Ausruf von jungen Menschen – auch in Dachau – wenn es langsam Zeit wurde, auf eigenen Beinen zu stehen.
Die Schulzeit war vorbei, die Berufsausbildung oder ein Studium stand an, man hatte vielleicht schon ein eigenes Auto und außerdem war alles plötzlich ganz schön anders und man wollte raus! Genau so funktioniert erwachsen werden doch, oder?
Das hat es zumindest mal. Leider müssen wir erkennen, dass wir heute in Zeiten leben, in denen sehr viele junge Menschen vor genau 2 Möglichkeiten gestellt werden: Entweder zu Hause bei den Eltern wohnen bleiben, oder eine Ausbildung bzw. ein Studium an einem anderen Ort außerhalb der Metropolregion München aufnehmen.
Der Grund? Die hohen Mietpreise in Dachau.
Leider ist es längst Realität: Für einen jungen Menschen, der gerade am Anfang seiner Berufslaufbahn steht, ist es nahezu unmöglich eine bezahlbare Wohnung zu finden. Das macht vielen Angst.
Kann ich es mir jetzt nicht mehr leisten in meiner Heimat zu bleiben? Wie kann ich heute überhaupt noch an eine bezahlbare Wohnung kommen?
Häufig führen diese Ängste und Überlegungen sodann leider zu Abwanderung, wodurch unsere Gegend noch stärker unter dem längst schon herrschenden Fachkräftemangel leidet. Denn die Mieten, die in Dachau aufgerufen werden, sind längst für viele wichtige Arbeitskräfte – wie zum Beispiel Erzieher*innen und Krankenpfleger*innen – nicht mehr bezahlbar.
Somit ist die Überlegung nachvollziehbar, sich mit diesem Berufswunsch direkt woanders hin zu orientieren. Der verbleibende Wohnraum wird dann von Gutverdienern aufgefüllt, die sich die Mieten in der Metropolregion noch leisten können.
Deshalb müssen wir an dieser Stelle gemeinsam etwas tun.
Wir müssen dafür sorgen, dass junge Menschen wieder sorgenfrei in ein Berufsleben starten können und sich sicher sein können, dass sie in ihrer Heimat eine Wohnung finden können, die mit ihrem Gehalt bezahlbar ist. Denn schließlich wollen wir alle arbeiten, um zu leben – und nicht nur arbeiten, um zu wohnen!
Eine neue Idee, welche hier Abhilfe schaffen kann, nennt sich „Wohnen für Hilfe“. In Teilen von München bereits eingesetzt, ermöglich dieses Konzept jungen Menschen wie Auszubildenden und Studenten, bei älteren Mitbürger*innen (oder solchen, die einfach zusätzlichen Platz in ihrer Wohnung haben) im Rahmen einer Art WG einzuziehen und sich als Gegenleistung dafür bei der Hausarbeit nützlich zu machen. Junge Menschen kann so während der Zeit von Ausbildung und Studium ein günstiger Wohnraum ermöglicht werden, und der Wohnungsgeber hat gleichzeitig noch etwas Gesellschaft und eine Unterstützung im Haushalt.
Die SPD hat sich im Dachauer Stadtrat schon erfolgreich hierfür eingesetzt, wie Dachauer Nachrichten und Süddeutsche Zeitung berichten. Der Antrag wurde angenommen, aktuell wird ein Träger gesucht, um das Projekt Realität werden zu lassen. Wenn wir weiterhin in einem lebenswerten, freundlichen und offenen Dachau leben wollen, so müssen wir heute zusammen noch weitere solche Ideen entwickeln und darauf hinwirken, dass junge Menschen weiterhin in ihrer Heimat bleiben können.
Klasse Idee! Endlich soll den unfreiwilligen Nesthockern und deren Eltern eine Alternative angeboten werden. Denn oft heißt „Raus aus dem Haus“ zugleich „Rein ins Herz“. Dann wollen wir mal hoffen, daß in der Region Dachau tatsächlich viele junge Erwachsene leben, die sich aus dem oft bequemen Elternhaus abseilen wollen. Auch wenn das den Eltern manchmal wehtut und sie voll Sehnsucht zurückbleiben – hart bleiben, den Kinder die Freiheit lassen und sich freuen, wenn sie zum Tee trinken nach Hause kommen.