Bus-Tangentialverbindungen nach Fürstenfeldbruck und Oberschleißheim, S-Bahn-Nordring bis nach Dachau: Wie intelligente Lösungen der täglichen Pendler-Staus aussehen können
von Stefan Hefele
Die täglichen Pendlerströme stellen für unsere Stadt ein immer größeres Problem dar: Da viele Bewohner*innen der Stadt nicht vor Ort, sondern größtenteils in München arbeiten, müssen täglich viele Tausend von ihnen den Weg in die Arbeit und zurück bewältigen. Dies führt an vielen Stellen zu Problemen: in Richtung Osten und Süden auf der B 471 und B 304 gehört Stillstand morgens und abends zum Alltag, aber auch in Richtung Westen nach Fürstenfeldbruck ist die B 471 überlastet.
Während wir in der Stadt Dachau mit dem 10-Minuten-Takt im innerstädtischen Busverkehr ab Dezember 2020 bereits sehr wichtige Verbesserungen beschlossen haben und umsetzen werden, sind die ÖPNV-Tangentialverbindungen in Richtung Oberschleißheim und Fürstenfeldbruck, quasi „am Rand Münchens entlang“, seit Jahren gleichbleibend schlecht. Wir sind davon überzeugt, dass wir auch in diesem Bereich deutliche Verbesserungen brauchen, damit in Zukunft mehr Menschen das Auto stehen lassen können.
Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es intelligente Lösungen. Zuallererst muss die ÖPNV-Busverbindung nach Oberschleißheim und Fürstenfeldbruck verbessert werden. So ist die aktuell nur einmal pro Stunde nach Oberschleißheim verkehrende Linie 291 für Pendler so gut wie wertlos, da der Takt viel zu gering und daher für viele nicht praktikabel nutzbar ist. Dies führt direkt in einen Teufelskreis: die Pendler, die den Bus nicht nutzen können, müssen weiterhin auf Schleißheimer Straße und in der Fortsetzung B 471 das eigene Auto nutzen, wodurch der Bus 291 im gleichen Stau wie die Autos steht und damit noch unattraktiver – weil unpünktlicher – wird. Auch die Anbindung in Richtung Fürstenfeldbruck ist nur einmal pro Stunde verfügbar und ist noch schlechter, da sie mit der Linie 736 und 843 „über die Dörfer“ verkehrt und zusätzlich auch noch umgestiegen werden muss. Das macht sie langsamer als die Verbindung „reinfahren, und dann wieder rausfahren“ mit der S-Bahn. Wir sind der Meinung, dass es sowohl nach Oberschleißheim im ersten Schritt eine Busverbindung, am besten mit Expressbussen (also ohne viele Zwischenhalte) braucht, die mindestens zweimal pro Stunde, also im 30-Minuten-Takt verkehrt. Nur mit einer attraktiven Verbindung kann die B471 (und die Schleißheimer Straße in Dachau) vom motorisierten Individualverkehr entlastet werden.
Doch nicht nur in Richtung der großen Nachbarn im Westen und Osten braucht es neue und bessere Verbindungen: auch in den Münchner Norden muss man von Dachau aus deutlich einfacher kommen können – und das nicht erst, seitdem klar ist, dass BMW hier in den kommenden Jahren massiv investieren und tausende neue Arbeitsplätze schafft. Die beste Möglichkeit dazu wäre der S-Bahn-Nordring, für den wir uns seit vielen Jahren einsetzen. Die Gleise dazu sind größtenteils bereits vorhanden, werden aber aktuell nur vom Güterverkehr genutzt. Konzepte wurden in den vergangenen Jahren ebenfalls immer wieder vorgestellt, sogar eine Testfahrt auf einer möglichen Trasse fand bereits statt. Wir fordern, dass die begonnenen Planungen in den kommenden Jahren entschlossen vorangetrieben und zügig umgesetzt werden. Außerdem ist es für Dachau von enormer Wichtigkeit, direkt an den neuen S-Bahn-Nordring angebunden zu werden, sodass diese neue S-Bahnlinie nicht nur durch Umsteigen in Karlsfeld oder einer anderen Haltestelle, sondern direkt erreichbar ist. Nur auf diese Weise wird der S-Bahn-Nordring seine positive Wirkung für beispielsweise die B 304 durch Karlsfeld voll entfalten. Mit der Notwendigkeit zum Umstieg hingegen könnten sich viele Pendler entschließen, statt von Dachau aus zunächst mit dem Auto zur „Einstiegshaltestelle“ des Nordrings und von dort mit der S-Bahn weiterzufahren.
In und um Dachau muss neben diesen beiden großen Herausforderungen auch die Anbindung von Bus an Bahn und umgekehrt besser werden. Mit dem 10-Minuten-Takt im Dachauer Busverkehr ab 2020 haben wir hier schon einen großen Schritt in Richtung weniger Warte- und Umsteigezeiten getan. In Abstimmung mit dem MVV kann hier aber noch viel verbessert werden – vor allem der angeblich vorhandene 10-Minuten-Takt bei der Linie S2 ist eine Farce, auf die sich niemand in Dachau mehr verlassen kann: So gut wie jeden Tag fallen viele „Verstärker-S-Bahnen“ aus, sodass die Pendler lieber auf „Nummer sicher“ gehen und den 20-Minuten-Takt nutzen.
Trotz allem wird es weiterhin Pendler geben, für die die Nutzung des ÖPNV auch mit den genannten Verbesserungen aus nachvollziehbaren Gründen nicht praktikabel ist. Auch hierfür müssen wir Lösungen schaffen, um trotzdem die Anzahl der Autos – sowohl insgesamt als auch in Stoßzeiten auf der Straße – zu reduzieren. Ansätze hierfür könnten sein:
- Ein attraktives Car-Sharing-Angebot, das den Bedarf eines eigenen Autos in Dachau minimiert.
- Eine lokale Mitfahrzentrale für Pendler, die einfach und unkompliziert, beispielsweise über eine Smartphone-App, zu nutzen ist. Diese könnte entweder selbst oder am besten in Kooperation mit bereits vorhandenen Angeboten für die Stadt Dachau umgesetzt werden.
Sie sehen: Es gibt ziemlich gute Alternativen zur dem jahrelangen Irrglauben, „Mehr Straßen für mehr Autos“ löse unsere Verkehrsprobleme. Packen wir’s an!