von Andreas Gahr, Stefan Hefele und Anthony Vilano
„Sport ist im Verein am schönsten“. So lautet der Titel einer Kampagne des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und dem ist sicherlich uneingeschränkt zuzustimmen. Tatsache ist, dass die Sportvereine auch in unserer Stadt neben dem reinen Sportangebot unschätzbare Arbeit in Bezug auf das soziale Miteinander leisten, sei es im Bereich der Integration von ausländischen Mitbürger*innen, in Bezug auf die Inklusion von Menschen mit Behinderungen oder in Bezug auf das Miteinander ganz normaler Bürger*innen. Deshalb fördert die Stadt Dachau auch die Dachauer Sportvereine völlig zu Recht mit einer jährlichen Summe von 1,5 bis 2 Millionen Euro laufenden Zuschüssen. Die SPD wird sich dafür einsetzen, dass dieser Betrag auch in den kommenden Jahren zumindest in dieser Höhe ausbezahlt wird.
Gleichwohl verändert sich das Sportverhalten der Bürger*innen, nicht nur in Dachau. Verschiedene Studien belegen, dass teilweise bis zu 50% der sportlich aktiven Bürger*innen ihren Sport am liebsten vereinsungebunden betreiben möchten. Hintergrund dieser Entwicklung ist sicherlich zum einen die massive Veränderung unserer Arbeitswelt, die es für viele von uns nicht mehr zulässt, Sport zu festen Trainingszeiten auszuüben. Darüber hinaus gibt es in unserer Gesellschaft aber auch einen Wunsch nach Individualisierung und Ungebundenheit, was auf das Sporttreiben Einfluss hat.
Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, muss sich auch die Stadt Dachau entsprechend anpassen und das beginnt insbesondere mit der Entwicklung der Sportinfrastruktur. Letztendlich bedeutet dies, dass vollkommen neue Anforderungen auf die Sportstättenplanung in der Zukunft zukommen, um auch die Bedürfnisse derjenigen zu befriedigen, die ihren Sport außerhalb der Sportvereinsstrukturen betreiben wollen. Gleichzeitig gilt es, die Strukturen so zu schaffen, dass die Sportvereine vor Ort davon bestmöglich profitieren.
Man sieht beispielsweise am Stadtwald mit seinen Laufstrecken und dem Trimm-Dich-Pfad, dass neben den vereinsungebundenen Läufern dort auch Sportler des ASV Dachau trainieren, mithin dieser Freizeit- und Erholungsraum „Dachauer Stadtwald“ damit allen dient. Mit den Calisthenics-Anlagen, die dank des Antrags der Dachauer SPD in 2020 errichtet werden, ergibt sich derselbe Mehrwert wie beim Stadtwald; denn auch hier gibt es bereits erste Signale von einzelnen Abteilungen Dachauer Sportvereine, dass sie diese Anlage ebenfalls in ihr Training einbauen wollen.
Ein weiteres Beispiel: Wir in Dachau verfügen aktuell über drei vereinsungebundene größere Sportstätten: das Freibad, das Hallenbad und das städtische Eisstadion. Alle drei Sportstätten werden von den ungebundenen Sporttreibenden regelmäßig und erfolgreich besucht und sie bieten auch Familien die Gelegenheit, als Familie gemeinsam Sport zu treiben. Gleichzeitig dienen diese Sportstätten aber auch als Trainings- und Wettkampfstätten dem Dachauer Schwimmverein wie dem Eishockeyverein. Nachdem sowohl das Hallenbad als auch das Eisstadion „in die Jahre“ gekommen sind, steht leider auch bei Beiden ein Neubau an, da Sanierungen (kostenmäßig belegt) keinen Mehrwert erbracht hätten. Angesichts des hohen Anteils an vereinsungebunden Sporttreibenden und des hohen Nutzens insbesondere für Familien erübrigt sich eine Diskussion über die Notwendigkeit der Anlagen und die sich daraus ergebenden Investitionskosten.
Eine Stadt, die ihren Bürgern und Bürgerinnen den Zugang zu Sport ermöglicht, damit ihren gesellschaftspolitischen kommunalen Aufgaben nachkommt und zudem die Gesundheit ihrer Bürger*innen fördern will, muss zwingend über ein breites Spektrum, an nicht vereinsgebunden nutzbaren Sportanlagen, verfügen.
Um diese Situation für die große Kreisstadt Dachau noch zu verbessern, hat sich die Dachauer SPD zusätzlich dafür eingesetzt, dass neben den o.g. Sportstätten mit einer Kletterhalle in Dachau eine weitere nicht vereinsgebundene Sportstätte unsere Stadt beleben wird. Mit dem Bau der Halle wollen die Naturfreunde Dachau in 2020 beginnen.
Mit der Boulebahn in der Moorbadstraße wurde eine weitere vereinsungebundene Sportstätte geschaffen.
Unser Ziel muss es sein, eine ausreichende, dezentrale Grundversorgung der Bevölkerung an Sport-Spiel- und Bewegungsräumen zu schaffen– gerade vor dem Hintergrund, dass die Bewegungs- und Koordinationsfähigkeit unserer Kinder aufgrund Bewegungsmangels statistisch gesehen immer mehr abnimmt. Und bei älteren Menschen kann beispielsweise die Ausübung sportlicher Aktivitäten durch Mobilitätseinschränkung behindert sein. Prävention und Rehabilitation spielen in einer immer älter werdenden Gesellschaft eine immer wichtiger werdende Rolle, die nur durch zusätzliche, dezentrale und gut erreichbare, Bewegungsangebote/-anreize in den Griff zu bekommen sein werden.
Wichtig ist, dass dieser Schritt eben auch den Sportvereinen bei der Gewinnung von Mitgliedern helfen muss. Es gab früher eine teils lebenslange Bindung von Mitgliedern an ihren Sportverein, und die Mitgliedschaft war quasi familiär vererbt. Heutzutage wechseln Mitgliedschaften, man hat eine deutlich höhere Fluktuation und zeitlich deutlich begrenztere Zeiten in der Mitgliedschaft. Diesem Trend muss man als Sportverein heutzutage Rechnung tragen.
Bei den freien „Bewegungsinseln“ kann sich ein Sportverein als aktiver und attraktiver Sportpartner auch außerhalb der Vereinsstätten präsentieren. Wir glauben, dass wenn die Vereine zusätzliche Trainingsangebote an den vereinsungebundenen Sportstätten anbieten, sich die Hemmschwelle zum Eintritt in einen Verein reduzieren wird und in der Folge auch die Mitgliedschaften in den Vereinen wieder ansteigen werden. Denn man wird bei diesen Sportstunden zwei Erfahrungen sammeln: zum einen, dass Sport in der Gruppe mehr Spaß machen kann als alleine und zum anderen, dass er einen zusätzlichen Ansporn verleihen kann, gerade an Tagen, an denen man bei Individualtraining etwas „lockerer“ mit sich ins Gericht ginge.
Im Ergebnis würde dies heißen: bessere Sportbetreuung bei den vereinsungebundenen Trainingsflächen UND zugleich Steigerung der Mitglieder in den Dachauer Sportvereinen. Dies wäre der beste Beleg dafür, dass man gemeinsam mehr für alle erreichen kann. Wir sollten auch beim Sport aufhören, die Nutzungsmodelle gegeneinander abzugrenzen, sondern anfangen, zusammen zu wachsen. Gemeinsam aktiv – das gilt es in den kommenden Jahren auszubauen.